Über 600.000 Mann der italienischen Streitkräfte wurden nach Abschluss des Waffenstillstandes zwischen Italien und den Alliierten von den deutschen Truppen auf mehreren Fronten gefangen genommen, deportiert und in den Konzentrationslagern interniert. Erst wurden sie vom NS-Regime als Kriegsgefangene betrachtet, unter Missachtung der internationalen Völkerrechte. Später wurde ihr Status in dem der italienischen Militärinternierten (IMI) und anschließend in dem der freien Arbeiter geändert. Sie wurden vom Schutz des internationalen Roten Kreuz und der Unterstützung einer neutralen Macht entzogen und zwingend als Arbeitskraft ausgenutzt. Die Gefangenen wurden 20 Monate lang einer unmenschlichen Behandlung unterzogen: sie erlitten Demütigungen, Hunger und entsetzliche Unterdrückungen. Über zehntausend Mann kam nie mehr zurück. Diejenigen, die überlebten, blieben lebenslang gezeichnet.
Dieses Projekt dient zur Wiedergewinnung der Erinnerung. Es wird von der ANRP (Associazione Nazionale Reduci dalla Prigionia, dall’Internamento, dalla Guerra di Liberazione e loro familiari) stark gefördert, mit dem Ziel nicht nur das Wissen über die historischen Ereignissen zu vertiefen, sondern auch die (Vor)Urteile der getrennten/trennenden Erinnerungen, im Namen des Bewusstseins einer gemeinsamen Geschichte, auch in europäischer Perspektive, zu überwinden.
Diese Initiative wird den Wiederaufbau eines wichtigen Kapitel unserer Geschichte erlauben. Es ist eine notwendige Rückgewinnung: eine on-line Katalogisierung, die beispiellos allen zur Verfügung gestellt wird, und die uns zeigt, dass Radikalisierungen und Trennungen der Vergangenheit keinen Sinn mehr haben und dass man den Weg des Friedens und des Zusammenwohnens zurücklegen sollte.
Die Idee der Realisierung des LeBi ist nicht nur eine Beteiligung an der Erinnerung und Beweis einer Zuneigung und einer einstimmigen und langlebigen Trauer, sondern auch ein wirksamer Beitrag zu der Ausfüllung einer geschichtlichen Lücke.
Die Geschichte der IMI, meist wenig bekannt, hat den Interesse der italienischen und deutschen Regierungen, anlässlich des Gipfeltreffen der sich in Triest im November 2008 gehalten hat, geweckt. Hier wurde eine italienisch-deutsche Historiker Kommission eingerichtet, die das Ziel hat, sich mit der italienisch-deutschen Kriegsvergangenheit zu befassen, insbesondere mit dem Schicksal der italienischen Militärinternierten.
Im Dezember 2012, als Abschluss ihrer Forschung, hat die Historiker Kommission einen detaillierten Bericht vorgelegt (www.rom.diplo.de/contentblob/3762348/Daten/.../Rapporto_hiko.pdf), der die Notwendigkeit der Realisierung eines Totengedenkbuchs betont, worin die Namen aller IMI, die während dem NS-Regime das Leben verloren haben, eigegeben werden können. In einer nächsten Phase kann das Totengedenkbuch zu einem Biographischen Lexikon, worin die höchste Anzahl der über 600.000 italienischen Militärinternierten eingegeben werden kann, erweitert werden.
Das LeBi ist eine on-line Datenbank, die die Personenstandesdaten und die biografischen Elemente der über 600.000 italienischen Militärinternierten, die das Leben in den Lagern des Dritten Reichs vom 1943 bis 1945 verloren haben, enthält.
Die Datenbasis ist so geplant, dass man folgendes in der Kartei jedes IMI eingeben kann:
- Vor- und Nachname
- Geburtsort und Geburtsdatum
- Militärische Zuordnung und Rang
- Ort und Datum der Festnahme
- Ort der Internierung
- Geographische Lage der Lager
- Beschäftigung während der Internierung
Für diejenigen, die in den deutschen Lagern gefallen sind:
- Ort und Datum des Todes
- Todesursache
- Ort der Bestattung
Jede Kartei, wenn möglich, wird Fotos (von der Kriegszeit), Dokumentationen und Anmerkungen enthalten, um einem Namen jeweils ein Gesicht zu geben.
Die Aktualisierung der Internetseite ist jederzeit möglich. Für die Realisierung eines immer genaueren Personenregister, ist die Beteiligung der Einzelnen (Familien, Gemeinde und Verbände) wünschenswert.
Die ANRP will im Laufe der Zeit und mit der Unterstützung von öffentlichen und privaten, nationalen und internationalen Einrichtungen, die Forschung weiterbringen. Diese wird, durch die Erhaltung und Vervollständigung der Datenbasis, „Multiplikator der Erinnerung“ und Anreiz für weitere Recherchen sein.
Aus den Erfahrungen der IMI, lesbar aus den Daten in den Archiven, aus den Zeugnissen und aus der erworbenen und in das LeBi eingetragenen Dokumentation, gewinnt man nützliche Bemerkungen, die die Bürger über die Frage der Menschenrechte, der Freiheit und der Demokratie (Werte, die in unsere Verfassung und auf denen die EU Verfassung geboren ist) zum überlegen bringen werden. Die Datenbasis wird Anlass zur Debatte über die Ursachen und die Folgen des Nazi-Faschismus geben.
Das Projekt LeBi, im Einklang mit den “Empfehlungen” der italienisch-deutschen Historiker Kommission, ist keine “Archivierung” der “Verantwortung”, die in einer Verhandlung zwischen beiden Regierungen gesucht werden muss, wie vom Internationalen Gerichtshof angezeigt (Staatsimmunität, Urteil des 3. Februar 2012), sondern ein notwendiger Beitrag, das zur Vermeidung der Dispersion des historischen, soziologischen, kulturellen und menschlichen Erbe, das mit der dramatischen Geschichte der IMI verbunden ist, mitwirkt.